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Nach einer unspektakulären Schwangerschaft, in der ich keine offizielle Schwangerenvorsorge in Anspruch nahm, dafür darauf achtete, Körper und Seele so zu pflegen, dass mein Baby ungestört wachsen kann, näherte sich nun der Geburtstermin, den ich für den 31. Mai 2010 errechnet hatte. Allerdings rechnete ich damit, bestimmt eine Woche über den Termin zu gehen, wie schon bei den beiden anderen Kindern. Deswegen nahm ich zwar wahr, dass ich am 30. Mai nachmittags und abends regelmäßig Wehen hatte, aber sie waren harmlos und verschwanden, als ich ins Bett ging. Genauso wenig dachte ich mir dabei, als sich das gleich Spiel am Tag darauf wiederholte, hatte ich doch beim zweiten Kind über eine Woche vor der Geburt ähnliches erlebt. Allerdings wurden die Wehen zum Abend schon heftiger, als sie am Vortag gewesen waren. Um 21 Uhr brachte ich die Kinder ins Bett und musste schon konzentriert atmen. Eine gute Übung wenn’s nachher losgeht, dachte ich mir. Die Kinder waren noch nicht sehr müde und Tim übernahm nach einer Viertelstunde. Ich setzte mich vor den Computer, beantwortete E-Mails und war noch im Hausgeburtsforum unterwegs. 21.18 Uhr schrieb ich:
„…heute ist Termin. Und ich wehe so vor mich hin. Aber ob's das jetzt ist oder nicht? Mal schaun.“
Tim kam kurz nach 10 runter, die Kinder schliefen. Ich sagte ihm, dass ich Wehen habe, aber wer weiß, ob es das jetzt ist oder nicht?
Er schlug vor, dass wir erstmal wie gewöhnlich duschen und ins Bett gehen und gucken, was in der Zwischenzeit noch passiert. Außerdem wollten wir ja noch ein paar ästhetische Bauchfotos machen. Gesagt, getan. Im Bad fror und schwitzte ich gleichzeitig, meine Beine zitterten. Ich bemerkte, dass ich mit diesen Wehen wohl nicht würde schlafen können. Tim war besorgt, ob das normal sei, dass man friert. Ich sagte: Ja, in der Übergangsphase ist das normal.
Der rationale Teil in mir hatte also analysiert: Übergangsphase. Aber begriffen hatte ich das irgendwie nicht richtig. Das war doch noch viel zu früh. Das konnte gar nicht sein. Die Wehen waren viel zu harmlos. Außerdem wollten wir noch Fotos machen und am nächsten Tag hatte ich mit der Schwiegermutter eine Einkaufstour geplant, Johanna brauchte Schuhe, eine Jacke, T-Shirts….

My due date got closer which I had calculated to the 31st May. My pregnancy had been quite uneventful. I had gone without any prenatal care but took care for body and soul so that nothing could disturb my baby's growth. I expected to go beyond my due date as it had been with the other two. That's why I did not pay much attention to the mild contractions I had afternoon and evening 30th May. They ceased when I went to bed. Contractions returned the next day, but I did not pay much attention to them, either. With Jonathan, I had had regular contractions on several days more than one week before he was actually born. Contractions got little more intense in the evening compared to the day before, though.
At 9 p.m. I put the kids to bed and now had to concentrate and breathe during each wave. A good training for later when things really start, I thought. The kids were not very tired and after 15 minutes Tim took over. I went downstairs to check e-mails and visit the homebirth-forums. At 9.18 p.m. I wrote there:
"...today is due date. I'm contracting but not sure. Maybe this is it, maybe not."
Tim came downstairs short after 10 p.m.. The kids slept finally. I told him I had contractions but was not sure if this was it.
He suggested we took a shower and made us ready for bed as usual and then see, what happens in the meantime. Besides we still had plans to take nice belly pictures. While in the bathroom I started sweating and shivering at the same time, my legs started shaking. I commented that I would not be able to sleep with the contractions I now had. Tim was worried if it was normal that I was shivering. I said: Yes, it's normal during transition.
My brain had analysed that this was transition but somehow I was far from truly realizing it. It was much too early. Contractions were far too mild. Besides we still wanted to take pictures and I had made plans to go shopping with my mother-in-law the next day. Johanna needed shoes, a jacket, t-shirts...

Das sind doch echt Wehen jetzt! / These ARE real contrations.

das sind jetz echt Wehen

Dann gingen wir also Fotos machen. Eine Glühbirne am Nachtschrank war defekt und da wir mehr indirektes Licht wollten, ging mein Mann eine neue Birne holen. Ich hockte auf dem Bett und hoffte, dass er schnell wiederkam, denn ich begann einzusehen, dass DAS wohl wirklich keine Wehenübung war.
Zum Stativ holen und ähnlichen Extravaganzen blieb keine Zeit. Wir schafften 3 Fotos, wobei ich noch wiederholte, dass es mir heute eigentlich gar nicht passt mit der Geburt. Beim letzten merkte ich die erste Presswehe anrollen (deswegen wurde es wohl das Beste der drei Fotos, weil ungestellt).

So we went taking pictures. A light bulb at one side of our bed was broken and we wanted diffused light, so Tim went to get a new bulb. I kneeled on the bed hoping he might return quickly. I began perceiving that THIS was not a contraction exercise.
There was no time to get the camera stand or similar extravagances. We managed 3 pictures and I repeated saying, that I actually found it inconvenient to give birth that day. With the last picture I felt the first contraction coming with a real urge to bear down. I guess that's why it became the best of the three.

das letzte Bauchbild

„Wir müssen uns beeilen!“ sagte ich. Bei der nun folgenden Wehe merkte ich, dass ich gleich Stuhlgang haben würde und sprang, sobald sie vorüber war, zur Toilette. An der Badtür die nächste Presswehe, die Fruchtblase platzte.
Jetzt hatte ich auf jeden Fall begriffen.
„Ich geh ins Tipi.“ Jetzt oder nie, dachte ich und lief so schnell es eben ging, die Treppe herunter. Denn im Tipi wollte ich doch gebären! Hatte ich mir das doch so schön ausgemalt, mich während der Wehen an den Strick in der Mitte hängen zu können und dann mein Baby zu gebären. Etwas zum Dranhängen hatte mir bei der Geburt von Jonathan gefehlt. Ich griff die Tasche mit den Geburtsutensilien, die ich erst im Laufe des Tages bereitgestellt hatte (glaubte ich doch noch bis einer Stunde, ich würde bestimmt eine Woche über den Termin gehen) und verließ das Haus. Ein paar Meter in den Garten rein die nächste Presswehe. Ich kam noch ein paar Schritte weiter bis zur nächsten Wehe, bei der ich schon den Kopf fühlte. Das Tipi war kaum 15 Meter entfernt, aber ich sah ein, dass ich da nicht mehr hinkommen würde. Eine gefühlte Ewigkeit später kam Tim. Er hatte noch Kohlen und Anzünder geholt, damit wir es im Tipi warm haben und zum Glück hatte er in der Eile an die Videokamera gedacht. Ich wollte die Geburt doch diesmal gern auf Film haben. Schon war der Kopf geboren und mit der nächsten Wehe der ganze Kerl. Ich ging in die Hocke und ließ ihn ins Gras gleiten. Es war 22.56 Uhr, 6 Minuten vorher hatten wir noch das letzte Bauchfoto geschossen. Ich nahm ihn auf und er guckte mich mit großen Augen an. Wir deckten ihn mit einem Handtuch zu, als er sich über die Kälte zu beschweren begann.

"We have to hurry!" I exclaimed. During this wave I felt the need to poo and rushed to the bathroom as soon as it was over. At the bathroom door the next wave hit and my waters broke.
Now I had definitely understood.
"I go into the teepee." Now or never, I thought, and off I went as fast as possible. That's what I wanted, giving birth in the teepee. I had imagined hanging onto the rope in the middle and giving birth to my baby. With Jonathan's birth I had missed something to hang onto so this would be the perfect way to go, or so I thought. I grabbed the bag with the birthing stuff I had prepared just earlier that day (after all I had been convinced to go at least one week beyond my due date just until one hour ago). Then I left the house heading toward the tent. A few meters and the next wave hit. Only a few steps and another wave and I could already feel the head. The teepee was barely 15 meters away but I knew I would not make it. It felt like eternity until Tim came. He had fetched coal and lighter on his way so that we should have it warm in the teepee. Luckily he brought the camera, too. After all it was my wish to get this birth on tape. Then the head was out and with the next contraction the body followed. I crouched down and let him slide onto the grass. It was 10.56 p.m., 6 minutes after we had taken the last belly picture. I took him up and he looked at me with big eyes. We covered him with a towel as he began to complain about the cold.

das ging fix

Dann saßen wir noch eine Weile im Gras und staunten. Alles war so schnell gegangen, dass sich die Situation ganz unwirklich anfühlte. Schließlich gingen wir zum Haus. Die Plazenta ließ ich noch auf dem Rasen rauskommen, so gab es drinnen nichts zu putzen. Dann duschte ich und wir kuschelten uns alle drei ins Bett.
Die beiden Großen bekamen von Geschehen nichts mit, bestaunten erst am nächsten Morgen den kleinen, frisch geschlüpften Bruder. Tim hisste die schwedische Flagge, wie es hier an besonderen Tagen üblich ist, so daß die neugierigen Nachbarn Bescheid wußten und ein paar kamen auch sehr bald vorbei.

Then we sat in the grass for a while, astonished. Everything had happened so very fast that the whole situation felt somehow unreal. Finally we headed to the house. Afer I had birthed the placenta on the lawn to avoid indoor cleaning, I took a shower and then the three of us huddled together in bed for the rest of the night.
Johanna and Jonathan missed the whole event. They got to welcome their baby brother the next morning. Tim sat up the Swedish flag, as it is common to do here on special days, so the curious neighbors got the news and some dropped by immediately.

Flagge hoch zum freudigen Ereignis
GunnelAnneliese

Wiegen und messen haben wir erst am 3. Tag geschafft. Da war er 3590 g schwer und 52 cm lang.

Three days later we finally found time for weighing and measuring. His weight was 3590 g and he was 52 cm long.

wiegen - ganz unprofessionell

Und das sind wir jetzt:

And that's us now:

da waren's plötzlich 5